Leitartikel

Über Digitales und Klo-Papier

Über Digitales und Klo-Papier

Über Digitales und Klo-Papier

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: DN Archiv

So lange das Klopapier nicht digitalisiert wird, wird die Menschheit die rasante Wandlung hoffentlich überstehen, meint Nordschleswiger-Redakteur Peter Lassen – auch, wenn ihm angst und bange wird, wenn er sieht, wie digitale Systeme versagen und Kriminelle Unheil anrichten.

Wenn Sie einen Schaden bei der Versicherung melden wollen, muss das in der  Regel auf der digitalen Schiene passieren. Dafür bekommt man dann – so das Versprechen – schnell Antwort. Da sitzt dann in weiter Ferne ein aufstrebender  Jüngling m/w und beurteilt den Fall – es kommt nicht mehr der nette „Herr Kaiser“ von nebenan vorbei.

Persönlichen Kontakt gibt es quasi nur noch, wenn man als Kunde geködert werden soll. Wer von einer steuerfinanzierten Behörde Hilfe oder Rat will, kommt quasi auch nur noch digital durch. Wer arbeitslos oder krank ist, kommt ohne digitalen Dialog nicht mehr aus – zumal man sich auf die Post überhaupt nicht verlassen kann. Falls die überhaupt noch kommt.

Ja, das Leben wird immer digitaler. Statt sich hinter einer Zeitung einen Freiraum zu schaffen, muss man sich nun (bald) das Handy unter die Nase reiben, um mitzuverfolgen, was in der Welt passiert. Wer schreibt noch einen Brief oder ruft nur mal so an?

Es wird gepostet, was das Zeug hält, und dabei geht das Gros der Mitteilungen in der Masse unter. Wer hunderte „Freunde“ auf Facebook oder in irgendeinem anderen „sozialen“ Forum hat, übersieht da schon ab und an eine wichtige oder gar persönliche Meldung. Der Einheitsbrei lebt.

Jeder schreibt von jedem ab,  und Diskussionen finden zumeist auf einem Level der untersten Schublade statt und werden zu digitalen Pöbeleien. Zudem blühen Fake-News auf und können sich rasant verpflanzen.

So lange das Klopapier nicht digitalisiert wird, wird die Menschheit die rasante Wandlung hoffentlich überstehen – wie  so manches andere Unheil. Angst und bange wird einem Papiertiger aber schon, wenn man so verfolgt, wie häufig das digitale System versagt. Kriminelle und auch solche Staaten versuchen jede Sekunde irgendwie Unheil anzurichten durch Hacken und Lähmung, auch der öffentlichen, lebenswichtigen Systeme. Auch die sind nur so sicher wie das schwächste Glied – und davon gibt es unendlich viele, zumal sie ja zumeist noch von Menschen bedient werden müssen.

Das klingt alles nach Galle von einem altmodischen Nörgler. Ja, man muss mit der Zeit gehen – heißt es zumindest immer. Aber Gott sei Dank kann man trotz des Digitalisierungswahns in vielen Dingen des Alltags noch selbst entscheiden, was man auf der digitalen Schiene mitmachen will. Man sollte das nutzen…

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