Leitartikel

Solidarität auf dem Prüfstand

Solidarität auf dem Prüfstand

Solidarität auf dem Prüfstand

Apenrade/Aabenraa
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Zum 1. September soll ein neuer Geschäftsführer die Arbeit im Haus Nordschleswig aufnehmen. Foto: DN-Archiv

Vor einigen Jahren ging die Minderheit zu einer sogenannten Festfinanzierung der Verbände über. Einfach und schmerzfrei wäre es, so weiter zu machen wie bisher. Aber es ist wichtig, dass sich die Minderheit selbst die kritische Frage stellt, was für die Zukunft wichtig ist – und auch den Mut hat, aus den Antworten die Konsequenzen zu ziehen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Was ist der Jugendverband der deutschen Minderheit in Nordschleswig wert? Was darf der Sozialdienst kosten? Wie groß soll der Zuschuss für das Medienhaus Der Nordschleswiger sein? Bekommen Kindergärten und Schulen genug Geld? Diese Fragen stellt sich die Minderheit gerade, und  im Juni soll es zu einer Umverteilung der Mittel kommen.

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig ist ein mittelgroßer Betrieb mit mehreren Hundert Angestellten und einem Jahresumsatz von 350 Millionen Kronen. Vor einigen Jahren ging die Minderheit zu einer sogenannten Festfinanzierung der Verbände über: Mit dem Geld muss der einzelne Verband dann klarkommen – wobei Überschüsse zurück in den Gesamthaushalt des Bundes Deutscher Nordschleswiger wandern (das sieht das deutsche Haushaltsrecht so vor), während Defizite mit rübergenommen werden ins nächste Haushaltsjahr.

Das trägt zur Haushaltsdisziplin bei und hat außerdem den Vorteil, dass die Minderheit seitdem Gelder zur Verfügung hat für Projekte und Sonderaufgaben. Dadurch wird Neudenken in der Minderheit gefördert.

Die Festfinanzierung ist allerdings nicht für immer und ewig festgeschrieben. Und vor genau dieser Aufgabe steht der Hauptvorstand der Minderheit im Juni erstmals bei einem Haushaltsseminar: Hier sollen die Gelder neu verteilt werden. Allerdings kann man nicht über die gesamte Summe von 350 Millionen Kronen entscheiden, da der größte Teil dieser Mittel Gelder aus Kommune und Staat für die Förderung unserer Schulen und Kindergärten  sind. Bleiben also „nur“ rund 90 Millionen Kronen Bundes- und Landesmittel, mit denen man arbeiten kann.  

Einfach und schmerzfrei wäre es , so weiterzumachen wie bisher.  Dann muss man keinem Verband etwas wegnehmen. Aber es ist wichtig, dass sich die Minderheit selbst die kritische Frage stellt, was für die Zukunft wichtig ist – und auch den Mut hat, aus den Antworten die Konsequenzen zu ziehen.   Das ist keine leichte Aufgabe, denn es wird eine Gratwanderung zwischen Eigeninteressen der Verbände auf der einen und einer tragfähigen Gesamtlösung auf der anderen Seite.

Die Solidarität innerhalb der deutschen Minderheit hat sich in der jetzigen Struktur stets bewährt. Nun stehen sowohl Struktur und Solidarität auf dem Prüfstand – und das ist gut so.

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