Leitartikel

Die Rente kommt – so oder so

Die Rente kommt – so oder so

Die Rente kommt – so oder so

Apenrade/Aabenraa
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Die Rentenzeit kommt. Sich nicht dafür zu interessieren ist Sara Wasmund zufolge auch keine Lösung.

Die Rentenzeit kommt. Sich nicht dafür zu interessieren ist Sara Wasmund zufolge auch keine Lösung.

Sieben von zehn Dänen wissen nicht, welche Beitrags- und Verwaltungskosten die eigenen Renteneinzahlungen verursachen. Viele haben im Laufe ihres Arbeitslebens verschiedene Arbeitgeber oder selbstständige Tätigkeiten gehabt und dementsprechend in verschiedene Pensionskassen eingezahlt. Da verliert man schon mal den Überblick und schiebt das Ganze mit einem „Darum-kümmere-ich-mich-später-mal“ zur Seite. Manche haben auch schlicht den Überblick verloren, wo und in welchem Umfang, mit welcher Verzinsung und mit welchen Kosten,  Rechten und Pflichten das eingezahlte Geld vor sich hinarbeitet.
Noch komplizierter wird die Sache bei Grenzpendlern und Zuzüglern. Das deutsche Rentensystem ist maßgeblich anders gestrickt als das dänische, und bei Teilpensionen aus beiden Ländern wird es noch vielschichtiger.

Geht ein Großteil der Bürger also blind in Richtung Ruhestand, ohne sich im Klaren zu sein, was an Erspartem dann vorliegt und durch die Jahre tragen wird? Und falls ja – wessen Aufgabe ist es, den Bürgern die Gefahr Altersarmut nahezubringen und sie dazu zu bewegen, sich  zu informieren?
Nun bin ich zwar eine grenzpendelnde Deutsche und wurde demnach nicht zum Thema „Überblick über eigene Rentenzahlungen“ von Danmarks Statistik befragt – ich gehöre aber auf jeden Fall zu jenen tendenziell Ahnungslosen, die im relativen Unwissen über die eigenen Beitragszahlungen auf den Ruhestand zusteuern. Ich erinnere mich zwar vage an das Gespräch mit einem Rentenkassenberater, der mich vor Jahren an meinem Arbeitsplatz aufgesucht und über meine Pensionszahlungen aufgeklärt hat. Ich erinnere mich auch, dass das Ergebnis jener Besprechung in einen Vertrag mündete, der zu Hause in irgendeinem Ordner im Arbeitszimmer vor sich hin gilbt. Ich erinnere mich auch, dass ein kleiner Teil meiner Einzahlungen an der Börse für mich arbeitet.

Doch vieles weiß ich nicht. Auf welche Aktienpakete hat die Pensionsgesellschaft seitdem gesetzt? Wie entwickelt sich die Verzinsung meiner Einzahlungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten? Mindestens einmal im Jahr erhalte ich Post von meiner Rentengesellschaft, in der man mich über den neuesten Stand meiner Rentenfinanzen informiert. Und wenn ich mich unter www.pension.dk mit meiner NemID einlogge, kann ich mir anzeigen lassen, wie viel mir derzeit an Rente zusteht und womit ich rechnen kann, wenn ich mit 50 oder mit 67 Jahren in den Ruhestand gehe. Stand jetzt – denn vieles kann in den kommenden Jahren passieren, und wer weiß schon, wie es im Staate Dänemark aussieht, wenn ich in rund 30 Jahren in Rente gehe.

Dennoch: Es bleibt  meine Verantwortung und die eines jeden Bürgers, sich einen Überblick zu verschaffen und vorzusorgen. Die Internetseiten der Pensionskassen und  nicht zuletzt die Sozialberatung der Kommunen helfen weiter, um sich einen Überblick zu verschaffen. Und mit der Grenzpendlerberatung in Pattburg bekommen Arbeitnehmer, die im deutsch-dänischen Arbeitsmarkt pendeln, sogar eine eigens auf sie zugeschnittene Beratung. Auch wenn es Interessanteres und Angenehmeres gibt, als über die  Rente nachzudenken – sich nicht zu interessieren, ist auch keine Lösung. Und die Rentenzeit kommt – ob ich mich gut darauf vorbereite oder nicht.

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