Leitartikel

Rein statistische (Un-)Sicherheit

Rein statistische (Un-)Sicherheit

Rein statistische (Un-)Sicherheit

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Scanpix

Neue Zahlen der dänischen Statistikbehörde zeigen die höchste Anzahl von Gewaltverbrechen seit 22 Jahren. Volker Heesch zufolge ist es wichtig, dass solche beunruhigende Überschriften über Kriminalitätshöchststände nicht zur politischen Stimmungsmache genutzt werden.

Neue Zahlen der dänischen Statistikbehörde zeigen die höchste Anzahl von Gewaltverbrechen seit 22 Jahren. Volker Heesch zufolge ist es wichtig, dass solche beunruhigende Überschriften über Kriminalitätshöchststände  nicht zur politischen Stimmungsmache genutzt werden.

Höchste Anzahl bei Gewalttaten seit 1995. So lautet die Überschrift der neuesten  Statistik der amtlichen Behörde Danmarks Statistik zur Kriminalität in Dänemark. Doch die erschreckende Überschrift mit anschließendem Text, dass es einen Anstieg von nicht weniger als  zwölf Prozent bei den angezeigten Gewaltdelikten seit Jahresbeginn gegeben hat, wird glücklicherweise  weiter unten im Text unter anderem durch Angaben relativiert, dass vor allem durch sehr viele Anzeigen öffentlich Bediensteter wegen Gewalttätigkeit von betreuten Personen, seien es Schüler, kranke Personen oder  Häftlinge,  die Zahl der Gewalttätigkeitsanzeigen auf 6.462   im Zeitraum April bis Juni 2017 angestiegen ist.

Solche Taten sind früher offenbar statistisch „unter den Tisch“ gefallen – angesichts  mehrerer tödlicher Angriffe  auf Mitarbeiter insbesondere in sozialen Einrichtungen aber auf keinen Fall zu verharmlosen.  Wichtig ist aber auch, dass beunruhigende Überschriften über neue Kriminalitätshöchststände nicht zur politischen Stimmungsmache genutzt werden.

Jede Straftat ist eine Straftat zu viel – und es sind weitere Anstrengungen erforderlich, um beispielsweise die Zahl der Einbrüche zu senken, die  in Dänemark glücklicherweise  seit Jahren rückläufig ist. Wo aber weiterhin viel zu viele Fälle unaufgeklärt bleiben.
Zu erinnern ist daran, dass  Nachbarschaftssolidarität,  bessere Sicherungen an Türen und Fenstern, aber auch geschärftes Bewusstsein, dass man sich durch Erwerb „billiger“ Hehlerware zum Mittäter von Spitzbuben macht, ebenso wie die Stärkung der Polizei Mittel gegen Kriminalität sind.
In den vergangenen Monaten wurde   berichtet, dass insbesondere heutige Jugendliche in Dänemark weniger kriminell sind als ihre Vorgänger  vor 20 oder 30 Jahren.

Das ist besonders erfreulich, denn darin spiegelt sich vermutlich auch wider, dass trotz viel gescholtener „Zersetzung“ der Jugend durch soziale Medien, „Konsumterror“ oder Einfluss von Gewaltfilmen viele jüngere Leute wissen, was Unrecht ist, man anderen Menschen kein Leid zufügen darf – und alle von Rechtssicherheit profitieren.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Die Bonus-Milliarden für die Minkzuchten sind eine Farce“

Diese Woche In Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Opas Vermächtnis“