Leitartikel

Lebenswert ohne City?

Lebenswert ohne City?

Lebenswert ohne City?

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa/(Symbolfoto)

Ohne Läden in der Stadt kein Leben. Ohne Leben auch keine Cafés oder Restaurants oder Kinos. Ohne solche Angebote keine Touristen. Wer hat schon Lust, sich nur im Internet, im Koldinger Großcenter oder bei Citti in Flensburg zu bedienen, fragt sich Peter Lassen.

Ein Pärchen geht in einem noblen Haderslebener Herrenbekleidungsgeschäft auf Schatzsuche, um für ihn etwas Feines zu kaufen. Alles wird unter die Lupe genommen und beurteilt. Es bleibt noch Zeit, den Nebenmann unaufgefordert in die selbstgerechte Einkaufspolitik einzuweihen: „Wir gucken uns das hier an, probieren, notieren uns die Warennummern, bestellen dann übers Internet und bekommen das frei Haus geliefert. Das ist billiger.“

Beim Shoppen fürs Abendmenü im Netto nebenan trifft man später dann in den Erleffer Bergen eine Bekannte aus Hoptrup, die sich dort mit Alltagswaren eindeckt. Dabei hat man in Hoptrup noch den Dorfluxus eines eigenen Spar-Ladens mit breitem Sortiment und sehr günstigen Preisen. Sogar eine  Tankstelle gehört noch oder wieder  zum Laden. Aber vielleicht ist der Treibstoff dort zu billig, wenn Dorfbewohner in die Stadt fahren, weil sie glauben, ein  paar Öre sparen zu können.

Solche „Spar-Kunden“ sparen an der falschen Stelle und graben den örtlichen Läden das Wasser ab. Später werden sie dafür  irgendwie zur Kasse beten werden. Wie viele triste Dörfer gibt es  mittlerweile nicht in Nordschleswig, wo es  keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt? Ohne Umsatz kann kein Geschäft überleben. Nicht im Dorf und auch nicht in der alten „Købstad“.

Man hört weiterhin selbst in der attraktiven Fußgängerzone, dass Ladenbesitzer über zunehmend weniger Aktivität und Umsatz klagen: „Noch können wir uns darauf einrichten und bestellen  weniger Ware nach Hause. Aber einen Mindestumsatz brauchen wir, sonst ist Schluss.“ Natürlich soll man als König Kunde nicht Subventionen zahlen an Geschäfte, die nicht überleben können. Aber wer weiterhin im Nahbereich Aktivität und Geschäftigkeit haben will, sollte sich endlich am Riemen reißen. Seit Jahren wird dies gepredigt, aber es scheint, dass  Internetportale und Großcenter an Anziehungskraft weiter zunehmen.

Aber ohne Läden in der City kein Leben. Ohne Leben auch keine Cafés oder Restaurants oder Kinos. Ohne solche Angebote keine Touristen. Und auch für die Eingeborenen wird der Alltag trist. Wer hat schon Lust, sich nur im Internet, im Koldinger Großcenter oder bei Citti in Flensburg zu bedienen?

Da sollte man auf ein paar Öre verzichten und lokal einkaufen. Dabei bekommt man dann als Stammkunde auch echten Kundendienst. Man bekommt Schuhe oder Hemden, die sitzen und braucht nicht bei der maroden Post oder den Paketzustellern für Umsatz sorgen, weil man Fehleinkäufe retournieren muss. Retour gilt nicht für ein City- oder Dorfmilieu, das   erst tot ist.   Aber dann fährt man eben nicht in die, sondern zu Citti – falls man kann…

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