Leitartikel

Globale Herausforderungen – lokale Geborgenheit

Globale Herausforderungen – lokale Geborgenheit

Globale Herausforderungen – lokale Geborgenheit

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Rigspolitiet

Das uneingeschränkte, ja fast blinde Vertrauen in die Ordnungshüter ist verpufft: Fast 80 Prozent vertrauen zwar immer noch der Polizei, aber jeder Fünfte tut es inzwischen nicht. Das ist ein Problem, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die Polizei – dein Freund und Helfer. So sehen die meisten „ihre“ Polizei, aber das Vertrauen gerät immer stärker unter Druck. Das zeigt die neue Meinungsumfrage der obersten dänischen Polizeibehörde, Rigspolitiet: Zum dritten Mal in Folge ist das Vertrauen gesunken.

Als die Polizei 2013 erstmals ihr eigenes Image untersuchte, vertrauten 84,3 Prozent der Befragten  der Polizei. Vergangenes Jahr waren es 81,1 und in diesem Jahr nur noch 79,2 Prozent. In Nordschleswig fielen die Werte von hohen 86,6 auf 81,5 Prozent. Kein Problem, meint die oberste Polizeiführung: Man könne mit diesen Werten gut leben.
Polizisten gehören immer noch zu den Berufsgruppen, denen wir am meisten vertrauen. Sie sind in der gleichen Kategorie wie Richter, Krankenschwestern und Ärzte (und weit vor Maklern, Autoverkäufern und Journalisten). Aber das uneingeschränkte, ja fast blinde Vertrauen in die Ordnungshüter ist verpufft: Fast 80 Prozent vertrauen zwar immer noch der Polizei, aber jeder Fünfte tut es inzwischen nicht.

Das ist ein Problem. Auch für die Polizei, denn mit dem Vertrauen verschwindet auch die Geborgenheit: Die lag 2016 bei  89,1 Prozent und fiel 2017 auf 85,7 Prozent – mit am meisten fiel die Geborgenheit in Südjütland und Nordschleswig (von 89,9 auf 85,3).

Auch wenn sie gefallen sind,  die dänischen Werte sind auf einem hohen Niveau, wenn wir uns mit anderen Ländern vergleichen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Situation sich zum Schlechteren verändert hat und das, obwohl die Kriminalitätsstatistiken eigentlich für die Polizei sprechen: Weniger Einbrüche, weniger Verbrechen. Dass Vertrauen und Geborgenheit dennoch schlechter ausfallen, ist daher ein echtes Problem für die Polizei, die sich nicht hinter ihren Statistiken verstecken kann.

Große Aufgaben wie Terrorsicherung, Grenzkontrollen, Internetkriminalität und Bandenkrieg haben der Polizei viele Stunden vor Ort geraubt. Geborgenheit und Vertrauen müssen durch  Präsenz wiedergewonnen werden,  aber auch durch  die Lösung lokaler Aufgaben, seien es wilde Mopedfahrer in Tingleff, unruhiges Nachtleben in Hadersleben oder  Unruhestifter in Apenrade. Die Bürger erwarten  – zu Recht – nicht nur gute Polizeiarbeit auf nationalem Niveau, sondern vor allem bei ihnen um die Ecke. Und das muss die Polizei ernst nehmen.

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