50. Geburtstag des Kronprinzen

Volkes Liebe – meine Stärken  

Volkes Liebe – meine Stärken  

Volkes Liebe – meine Stärken  

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Kopenhagen
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Bei der Präsentation des offiziellen Porträts von Kronprinz Frederik. Das Werk von Maler Ralph Heimans hängt seit dieser Woche im Nationalhistorischen Museum auf Schloss Frederiksborg in Hillerød. Foto: Scanpix

Gedanken eines „loyalen Untertans“ zum 50. Geburtstag von Kronprinz Frederik. Ein Kommentar von Siegfried Matlok.

Der am 26. Mai 1968 im Kopenhagener Reichshospital geborene Prinz Frederik André Henrik Christian wird bei seinem 50. Geburtstag mit 46 Jahren bereits der am längsten wartende Kronprinz seit 1660 im 1.000-jährigen Königreich sein, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass Margrethe II. im Januar 1972 bereits als 31-Jährige den Thron bestieg, und damals war Frederik nur vier Jahre alt. 

Wann er als König Frederik X. den Thron besteigt, ist   – glücklicherweise –  ungewiss, denn die Königin hat stets deutlich gemacht, dass sie nicht ans Abdizieren denkt. Frederik ist aber auch nicht der Typ, der etwa hinter den Kulissen nach mehr Glanz und Gloria drängt. 

Er scheint jede Stunde im Kreise seiner Familie zu genießen und darin auch jene Kraft zu schöpfen,  die ihm eines Tages beim Thronwechsel zugutekommen wird. 

Er ist sozusagen mit goldenen Löffeln im Mund zur Welt gekommen – „unverdient“  in ein Märchen hineingeboren. Aber die Kindheit und auch die Jugendzeit waren für ihn alles andere als ein Tanz auf Rosen.  Fast erschrocken ist er  im Märchen erwacht – in einer Wirklichkeit, die ihm menschlich auch große Bürden auferlegte.   

Er hat selbst schwierige Perioden im Elternhaus beschrieben, das nicht herzlos war, aber  eben nicht jene wertvolle gemeinsame Zeit brachte,  die er und Bruder Joachim sich mit den Eltern so innerlich gewünscht hatten. Schüchtern, unsicher stand er vor der enormen Herausforderung, die ihm in die Wiege gelegt worden war, und er hat sie – fast auf sich selbst gestellt – angenommen und gemeistert. Nicht zuletzt seine militärische Ausbildung als Froschmann „Pingo“, sozusagen als Stahlbad, hat ihm jenes Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein gebracht, das überlebenswichtig ist in Zeiten, in denen er öffentlich buchstäblich ins (mediale) Haifischbecken geworfen wurde. Angesichts von jugendlichen Fehlern, auch mancher Dummheiten, gab es Kritik, wurden sogar Zweifel an seinen royalen Fähigkeiten geäußert, aber er hat diese „Lebenskrise“ überwunden, ja, ist daraus sogar gestärkt hervorgegangen. 
 

Kronprinz Frederik hinter der Balustrade auf dem Balkon von Schloss Fredensborg, während er einer offiziellen Rede seiner Mutter zuhört. Foto: Scanpix

Er ist von Großmutter, Königin Ingrid, und in den vergangenen Jahren auch immer sichtbarer von seiner Mutter, Königin Margrethe II., auf die  Stunde X vorbereitet worden, die mitten in tiefster Trauer mit  neunfachem Hurra gefeiert wird. 
Neben diesen beiden Frauen gehört eine dritte erwähnt, die ihn bis heute entscheidend mitgeprägt hat: Mary Donaldsen.  Ein Glücksfall für ihn – und nicht nur für ihn! –, dass er am Rande der Olympischen Spiele in Sidney  ausgerechnet jener bürgerlichen Australierin in die Arme lief, die er 2004 heiratete.

Sie ist längst eine unentbehrliche Stütze für Frederik.  Inzwischen haben sie vier Kinder und bilden eine Kernfamilie, wo Frederik z. B. die Kinder auf dem Christiania-Fahrrad vom Kindergarten abholt und wo Mary eine Mutter-Rolle wahrnimmt, die den Kindern – allen voran Kronprinz Christian – jene Nähe, Wärme vermittelt, die Frederik als Kind selbst so vermisst hat.  

Während Königin Margrethe als Regentin, vor allem als Künstlerin,  aber auch intellektuell , und nicht nur   durch ihre Neujahrsansprachen,  das Königreich zusammenhält, tritt Frederik eher in die Fußstapfen seines Großvaters, König Frederik IX., der als Seemanns-König in die Geschichte einging. 

Wo die Königin bei aller Herzlichkeit auch eine gewisse zwischenmenschliche Distanz nicht leugnet,  da ist Frederik im wahrsten Sinne des Wortes „folkeligt“, volklich.  Er hat die eigene Scheu vor Menschen längst abgelegt, er spricht mit allen und setzt eigene Akzente, nicht nur als Sportsmann beim royalen Volkslauf zum 50. Geburtstag. 

Kürzlich gab es eine Umfrage, in der 79 Prozent der Dänen die Arbeit der inzwischen 78-jährigen Königin für die Monarchie unterstützen: kaum Zweifel, dass Kronprinz Frederik in diesen Tagen ähnliche Zustimmungswerte erreichen wird, wobei ihm just mit Kronprinzessin Marz auch eine Frau von ganz besonderer Qualität zur Seite steht, was ihren gemeinsamen Start als Monarchen gewiss erleichtern wird – im Vergleich zu Margrethe-Henrik.  

Vor dem Reichshospital am 14. Januar 2011 nach der Geburt der Zwillinge Vincent und Josephine. Sohn Christian kam 2005 zur Welt, 2007 Isabella. Foto: Scanpix

Beide wissen, dass das dänische Königshaus, das sich  meilenweit vom britischen unterscheidet,  modernisiert werden muss, wie es übrigens auch Königin Margrethe schrittweise mit Erfolg getan hat. Aber beide wissen zugleich, dass auch die „Demokratisierung“ ihre Grenzen hat,  dass auch die Würde des Königshauses dabei nicht auf der Selfie-Strecke bleiben darf. Ein Beispiel dafür, wie Frederik und Mary sich bereits rechtzeitig auf kommende Zeiten eingestellt haben, ist die kluge Mitteilung, dass drei ihrer vier Kinder künftig auf eine royale Apanage verzichten werden.  Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch das Zusammenspiel zwischen Königshaus und Medien, wobei man – trotz gewisser Entgleisungen, die gewiss auch in Zukunft noch kommen werden – bisher doch einen fairen Umgang miteinander beobachten kann, wahrlich anders als in anderen europäischen Monarchien. 

Die Anforderungen an Frederik werden nicht geringer, nicht ungefährlicher. Mit seiner Entscheidung, dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anzugehören, hat er persönlich einen mutigen Schritt gewagt. Klar ist, dass er als König nicht mehr dem IOC angehören kann, aber schon jetzt hat er direkt und indirekt politisches Minenfeld betreten, das auch die politisch völlig neutralen Grenzen des Königshauses tangiert. 

Seine Haltung als IOC-Mitglied zum russischen Staatsdoping hat ihn schon in erhebliche Schwierigkeiten gebracht. Wenn Staatsminister Lars Løkke kürzlich mitteilte, dass ein interner Ausschuss künftig den IOC-Kontakt mit Kronprinz Frederik „überwachen“ soll, dann geht es eben just darum, Schaden von ihm abzuwenden, damit es keinen Diskurs zwischen Regierung und Kronprinz gibt, der den Republikanern im Lande rasch Nachwuchs bescheren  könnte. 
Königin Margrethe kann als eine wichtige Lebensleistung für sich verbuchen, dass sie den nationalen Zusammenhalt nach dem dänischen EWG-Beitritt 1973 europäisch befestigt hat, für den Kronprinzen und kommenden König wird eine große Aufgabe darin bestehen, nicht nur dieses Erbe fortzuführen, sondern vor allem die Reichsgemeinschaft mit Grönland und den Färöern zu sichern bzw. zu erneuern. 

Dass Grönland und eines Tages wohl auch die Färöer staatliche Unabhängigkeit erlangen, wird auch Frederik nicht verhindern und wohl auch nicht verhindern wollen, aber er hat die Kraft und vor allem auch einen großen persönlichen Rückhalt in der grönländischen Bevölkerung – und keineswegs nur wegen seiner berühmten viermonatigen Sirius-Patrouille  mit Schlittenhunden auf Nordgrönland im Jahre 2000 –, dass dies keine endgültige Trennung bedeuten muss. 

Vielleicht ist in Zukunft ja eine Union denkbar? Mit König Frederik als gemeinsamem Oberhaupt! 
Auf dem Schlossplatz vor Christiansborg steht eine Reiter-Statue von König Frederik VII. mit dem berühmten Spruch: Volkes Liebe, meine Stärke. Das könnte auch der Leitspruch von König Frederik X.  werden!

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Siegfried Matlok
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