Dezentralisierung

Nach 19 Tagen: Chef des Behindertenrates kündigt wegen Auslagerung

Nach 19 Tagen: Chef des Behindertenrates kündigt wegen Auslagerung

Nach 19 Tagen: Chef des Behindertenrates kündigt wegen Auslagerung

cvt
Kopenhagen
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Innovationsministerin Sophie Løhde und Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (beide Venstre) bei der Veröffentlichung der Dezentralisierungspläne am Mittwoch. Foto: Scanpix

Am Mittwoch hat die Regierung bekannt gegeben, dass der Zentralrat der Behinderten in den kleinen Ort Brovst nach Nordjütland umziehen muss. Am Freitag kündigte der neue Vorsitzende seinen Job.

Der Zentralrat der Behinderten muss sich nach einem neuen Vorsitzenden umsehen. Nach dem Beschluss der Regierung, das Büro des Rates von Kopenhagen nach Brovst in Nordjütland zu verlegen, hat der bisherige Vorsitzende Dan Boyter nach nur 19 Tagen im Amt seinen Posten geräumt.

Mit dem Ort Brovst habe die Kündigung allerdings nichts zu tun, sagt Boyter der Nachrichtenagentur Ritzau. „Es geht nicht um Geografie, sondern darum, dass ich den Posten bekam, um andere Aufgaben zu lösen als die, mit dem Sekretariat umzuziehen. Der Umzug wird anderthalb Jahre bis zwei Jahre dauern und dafür wurde ich nicht angestellt“, sagt er.

Boyter hatte seinen Posten am 1. Januar angetreten – und war insgesamt 19 Tage im Amt. Ja, sagt er, das sei schon eine schnelle Entscheidung, aber „es ist die Einsicht von meiner Seite, dass die Rolle, die mir zugeteilt wurde, eine andere wird“. Wenn die Aufgabe nicht mehr dem entspräche, dem er zugestimmt habe, sei es nur konsequent, sich zurückzuziehen, so Boyter. „Mir war es wichtig, derjenige zu sein, der Werte im Behindertengebiet schafft, und das wäre nicht möglich, während der Umzug läuft“, sagt er weiter.

Der Dachverband der dänischen Behindertenorganisationen reagiert unterdessen enttäuscht. „Dan Boyters Abgang sollte zum Nachdenken anregen. Der Rat hat eine ganz besondere Aufgabe darin, das Folketing und die Regierung eng zu beraten. Das macht man am besten im selben Gebäude. Es gibt Gründe dafür, dass die besten Treffen selten über Skype laufen“, sagt der Vorsitzende Thorkild Olesen.

Selbst der Bürgermeister kennt den Grund für den Umzug nicht

Vier Stunden und 38 Minuten dauert eine Fahrt von Brovst nach Kopenhagen im Auto. 25 bis 40 Treffen gibt es derzeit zwischen Mitarbeitern des Zentralrats der Behinderten und des Freiwilligenrates, der ebenfalls umzieht, und Ministerialmitarbeitern und Verbandsvertretern in Kopenhagen, berichtet Politiken.

Die Vorsitzende des Freiwilligenrates, Vibe Klarup, hat an sich kein Problem mit dem Umzug. In Sonderburg habe sie bei der Naturgewerbebehörde erlebt, wie gut Auslagerungen funktionieren könnten. Doch beim Freiwilligenrat frage sie sich, wie die Arbeit überhaupt fortgesetzt werden soll, denn „unsere Arbeitsplätze sind Christiansborg und die Ministerien“, sagt sie. Ihr fehle das gute Argument, weshalb gerade ihr Sekretariat nach Brovst ziehen soll. „Es ist etwas schwierig, die Logik darin zu sehen“, sagt sie zu Politiken.

Schon beim Umzug des Kinderrates nach Billund hatte es ähnliche Kritik gegeben. Billund sei „die Hauptstadt der Kinder“, argumentierte die Regierung für den Umzug in die Lego-Stadt. Doch, so die Kritiker, der Kinderrat sei nicht dazu da, Kinder auf seinem Grundstück zu unterhalten, sondern ihre Stimme bei den Mächtigen in Kopenhagen zu sein.

Sogar der Bürgermeister der Kommune Jammerbugt, zu der Brovst gehört, sagte zu Politiken, dass er nicht wisse, weshalb Brovst ausgewählt wurde.

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