Kritik an Løkke-Reaktion

Eishockeyfan streitet Angriff auf Verlobten des Justizministers ab

Eishockeyfan streitet Angriff auf Verlobten des Justizministers ab

Eishockeyfan streitet Angriff auf Verlobten des Justizministers ab

Kopenhagen
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Josue Vasquez
Søren Pape Poulsen (rechts) mit seinem Lebensgefährten Josue Vasquez (Archivbild). Foto: Linda Kastrup/Ritzau Scanpix

Der Verlobte von Dänemarks Justizminister ist in der Nacht zu Donnerstag offenbar von einem Eishockey-Schlachtenbummler angegriffen worden. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Untersuchungshaft angeordnet. Den Vorwurf der Hasskriminalität weist er zurück. Pikant: Dänemarks Regierungschef selbst hat diesen Vorwurf verbreitet.

In der Nacht zu Donnerstag hat der Verlobte des dänischen Justizministers Søren Pape Poulsen (Kons.), Josue Vasquez, Anzeige gegen einen 34-jährigen Eishockey-Schlachtenbummler erstattet. Der Mann soll ihn vor einer Kopenhagener Bar mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben und sich mit „I don't like homoes“ zugleich schwulenfeindlich geäußert haben.

Doch dass der Mann, der aus der Slowakei zur Eishockey-WM in Dänemark angereist war, möglicherweise ein Hassverbrechen begangen hat, wurde vom Haftrichter nicht als Haftgrund gewertet – sondern lediglich der Vorwurf der Tätlichkeit. Gegen ihn wird aber weiterhin auch in diese Richtung ermittelt. Das schreibt die Nachrichtenagentur Ritzau.

Der Anwalt des Tatverdächtigen, Michael Sahl Nielsen, sagte zur Tageszeitung Ekstra Bladet, dass Vasquez zuerst zugeschlagen habe. Zudem leugnet er, sich schwulenfeindlich geäußert zu haben. Weder er noch Vasquez hätten körperliche Schäden durch die Auseinandersetzung erlitten.

Kritik an Løkke nach Kommentar zum Vorfall

Zahlreiche Politiker, darunter Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre), haben unterdessen ihre Solidarität mit Papes Verlobten in sozialen Medien zum Ausdruck gebracht. Løkke sprach von einem Hassverbrechen. „Erschüttert darüber, dass Søren Papes Lebensgefährte Josue Medina Vasquez einem Hassverbrechen ausgesetzt wurde“, so Løkke über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Dies kritisiert nun unter anderem die Anwältin Mette Grith Stage. Es lägen schließlich noch keine Beweise vor und der Haftrichter habe noch keinen begründeten Verdacht gefunden, sagt sie. „Es ist natürlich fürchterlich, wenn Leute Verbrechen ausgesetzt werden. Aber als bedeutender Politiker muss man vorsichtig damit sein, was man in der Öffentlichkeit verkündet, wenn es um die Schuldfrage geht, wenn der Tatverdächtige die Schuld zugleich von sich weist“, so die Anwältin.

Strafrecht-Juristin warnt Politiker davor, Ermittlungen zu kommentieren

Auch die Strafrecht-Dozentin Trine Baumbach von der Uni Kopenhagen sieht Äußerungen wie die Løkkes kritisch. Zum konkreten Fall will sie sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Ritzau nicht äußern – sagt jedoch: „Das ist eine recht komplizierte Angelegenheit. Es sind ja die Politiker, die festlegen, auf welchen Werten Dänemark aufgebaut sein soll. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie bestimmte Fälle aufgreifen und vor diesem Hintergrund Politik machen“, leitet sie ein. Doch: „Wenn das gesagt ist, steht fest, dass man als bedeutende, mächtige Persönlichkeit dafür sorgen sollte, die Werte, auf denen die Gesellschaft aufgebaut ist, zu unterstützen – zum Beispiel den, dass jeder solange unschuldig ist, bis das Gegenteil bewiesen ist.“

Der Tweet Løkkes:

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