Psychologie

Warum man sich selten an die guten Vorsätze hält

Warum man sich selten an die guten Vorsätze hält

Warum man sich selten an die guten Vorsätze hält

shz.de
Apenrade/Aabenraa
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Mehr Sport treiben – das nehmen sich viele Menschen zum Jahreswechsel vor. Foto: dpa

Viele starten mit guten Vorsätzen und großen Plänen ins neue Jahr, doch eingehalten werden diese nur selten.

Jedes Jahr zu Silvester fassen wir aufs Neue gute Vorsätze: Mehr Sport, gesünder essen, aufhören zu rauchen, mehr Zeit für Freunde und Familie. Aber bei vielen Menschen wird dann doch nichts draus - der innere Schweinehund ist einfach stärker. Der Grund: Unser Gehirn ist auf Gewohnheitsbildung trainiert. Wer den alltäglichen Trott durchbrechen will, muss sich anstrengen.

Tun sich alle Menschen mit guten Vorsätzen so schwer?

Gute Vorsätze nicht durchzuhalten, ist sehr menschlich. Das beweist auch ein Blick auf die Geschichte: „Menschen nehmen sich seit jeher etwas vor und scheitern daran“, sagt die Gesundheitspsychologin Sonia Lippke von der Bremer Jacobs University. Davon habe schon Aristoteles vor mehr als 2000 Jahren berichtet. „Studien zeigen, dass nur 30 Prozent der Vorsätze eine realistische Chance haben, sich zu verstetigen.“ Nach drei Wochen geben die ersten ihre Pläne schon wieder auf. Nach einem halben Jahr ist nur noch die Hälfte dabei.

Wieso ist das Durchhalten so schwer?

Viele Menschen machen sich vorher keine Gedanken darüber, welche Folgen ein Lebenswandel hat und was sie unternehmen, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Guten Vorsätze zum neuen Jahr haben deshalb oft keine großen Chancen. Am Ende des Jahres wird Resümee gezogen, und man fühlt sich verpflichtet einen Vorsatz zu fassen. Wenn man nicht wirklich dahinter steht, scheitert man.

Wieso fassen dann so viele immer wieder Vorsätze fürs neue Jahr?

Generell mögen Menschen Stichtage für einen Neuanfang: den Jahreswechsel, den Geburtstag oder den Wochenanfang. Auch Suchanfragen bei Google zum Rauchenaufhören steigen am Montag.

Wie schafft man es, einen guten Vorsatz durchzuhalten?

Eine oft empfohlene Methode ist „Woop“, das mentale Kontrastieren mit Wenn-dann-Plänen. Dabei nimmt man sich erstens ein Ziel für einen konkreten Zeitraum vor und stellt sich zweitens die schönsten Ergebnisse vor, sollte sich das erfüllen. In einem dritten Schritt überlegt man, was einen davon abhalten könnte. Danach legt man fest, wie man auf diese Hindernisse reagiert.

Was sollte man bei der Woop-Methode beachten?

Die Strategie, wie man seine Vorsätze erreichen will, schreibt man am besten ganz altmodisch mit einem Stift auf ein Blatt Papier. „Es ist neurologisch erwiesen, dass das Gehirn mehr Areale aktiviert, wenn man mit der Hand schreibt als wenn man tippt“, sagt der Psychoanalytiker Hans-Werner Rückert. „Dadurch entsteht ein komplexeres Konstrukt.“

Wie schafft man es, dran zu bleiben?

Neben einem guten Plan erhöhe Flexibilität die Aussichten auf Erfolg. Sprich: Wenn es zum Beispiel zu stark schneit, um zu joggen, geht man alternativ auf den Heimtrainer oder ins Schwimmbad. Sonst macht der innere Schweinehund sofort einen Strich durch die Rechnung.

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