Haus & Garten

Pflugscharen zu Gartendeko – schwarz lackiert statt rostig rot

Pflugscharen zu Gartendeko – schwarz lackiert statt rostig rot

Pflugscharen zu Gartendeko – schwarz lackiert statt rostig rot

Stemmilt/Stemmild
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Gert Lorenzen
Gert Lorenzen an einem der betagten Heuwagen. Foto: Karin Riggelsen

Gert Lorenzen hat etliche landwirtschaftliche Geräte von anno dazumal gesammelt – einige dienen als Beetbegrenzung.
   

Gert Lorenzen hat etliche landwirtschaftliche Geräte von anno dazumal gesammelt – einige dienen als Beetbegrenzung.

Eine schwarz lackierte Kartoffelpflanzmaschine hat  zwischen gelb blühenden Narzissen ihren Platz gefunden, ein Pflug, der schon etliche Jahrzehnte auf dem  Buckel hat, steht  neben einer rot blühenden Zierkirsche.  
Im Garten von Gert und Edith  Lorenzen in Stemmilt wechseln sich landwirtschaftliche Geräte mit blühenden oder grünen Gewächsen  ab.   Dieses Arrangement – und vor allem die betagten   Maschinen, die früher zumeist von Pferden gezogen wurden –  haben schon viele Autofahrer anhalten lassen. Denn das Grundstück der Lorenzens liegt  direkt  an der Landesstraße  8.

„Früher stand  hier eine Hecke. Als  die nicht mehr schön war, haben wir sie rausgerissen und  die Geräte hier hingestellt“, erzählt der 57-jährige Landwirt. „Das war vor ungefähr fünf Jahren. Ich habe dann so gut es ging, den Rost von den Maschinen entfernt und sie  überlackiert.“ Die Idee, vom Ehepaar gemeinsam ersonnen,   zog vor allem am Anfang die Blicke auf sich. „Viele Leute haben gehalten und geguckt“, erzählt Edith Lorenzen. „Und wenn wir  oben  auf der Terrasse saßen,  konnten wir hören, wie sie  darüber diskutierten.“

„Wenn ältere Leute zum Beispiel  den Heuwagen sehen, erinnern sie sich  immer daran, wie es damals gemacht wurde und welche Erlebnisse sie dabei hatten“, ergänzt ihr Mann.

„Die Verbraucher haben einen starken Fokus auf die Frage, wie viel sie bei Lebensmitteln sparen können“, meint Direktor Leif Friis Jørgensen von der Meierei Naturmœlk in Tingleff. Foto: Karin Riggelsen

70 Geräte von der Sämaschine bis zum Heuwender

Etwa 70 Geräte  haben sich bei Familie Lorenzen, die eine Schafzucht betreibt, angesammelt. Die meisten stammen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, einige sind sogar älter. Ein paar von ihnen  stehen, wie erwähnt,  im Garten, andere reihen sich auf dem Hofplatz auf, wieder andere sind in der Scheune untergestellt. Darunter  zahlreiche  unterschiedliche Pflüge, Dünge- und Dreschmaschinen sowie  eine kleine Sämaschine vom Anfang des 19. Jahrhunderts mit „gut durchdachter Technik“, wie Gert Lorenzen begeistert lobt. Eine  Häckselmaschine ist Teil der Sammlung, in die ganze Garben reingeschoben wurden und die das Getreide – in kleine Stücke geschnitten – am anderen Ende wieder ausspuckten. „Damit wurden die  Pferde damals noch vor dem Zubettgehen gefüttert.“  

Ein Heuwender hat ebenso seinen Weg auf den Hof der Lorenzens gefunden wie  ein   Pferdegespann,  mit dem früher die Milch zur Meierei gefahren wurde.

Angefangen hat alles mit einem Pflug. „Den habe ich 1987 von meinem  Elternhof in Seth mitgenommen, als wir hier  in Stemmilt diesen Hof  gekauft haben“, erinnert sich Gert Lorenzen. Heute steht der Pflug  unterm Küchenfenster. „Ja, und dann hat es sich irgendwie verselbstständigt,  ist  mehr und mehr geworden. Viele, die mich kennen, fragen, ob ich das oder das haben will“, so der Landwirt lachend. Und weil er nicht Nein sagen kann, wie er – begleitet von  zustimmendem Kopfnicken seiner Frau –    versichert, „sollen die Geräte  lieber bei uns im Weg stehen.  Sie würden ja sonst  zum Alteisen geworfen werden, das wäre doch  irgendwie schade. Und  solange wir sie haben, werden sie eben bewahrt.“

Ein Grasmäher aus alten Tagen – mit schwarzem Lack aufgefrischt – steht auf dem Grundstück von Gert und Edith Lorenzen zwischen Narzissen und Zierkirschen und ersetzt quasi die Hecke. Foto: Karin Riggelsen

„Als er unseren alten Ferguson-Trecker sah, hatte er Tränen in den Augen“

Die junge Generation interessiere sich für die alten landwirtschaftlichen Maschinen nicht,  haben die Eltern von zwei  Töchtern und einem Sohn festgestellt. Die Alten dafür umso mehr. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn  Angestellte des  Tonderner Pflegeheims mit einigen Bewohnern ab und an den Hof besuchen und Gert Lorenzen ihnen  die alten Geräte zeigt. An eine Situation erinnert sich der Landwirt besonders:  „Ein dementer Mann konnte alles über die Geräte erzählen –  wofür sie bestimmt und wie sie bedient werden. Und als er unseren alten Ferguson-Trecker sah, hatte er Tränen in den Augen. Als er aber wieder zurück im Heim war,  wusste er nicht mal mehr, dass er bei uns auf dem Hof gewesen war.“

Eine Szene, die an den Film „Zeit des Erwachens“ erinnert mit Robert De Niro und Robin Williams in den Hauptrollen. Darin kehren komatöse und apathische Patienten wieder ins Leben zurück – wenn auch nur für eine kurze Weile.

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