Volkskunst

„Das Klöppeln verlangt unendliche Geduld: Ich lernte damit ganz Nordschleswig kennen“

„Das Klöppeln verlangt unendliche Geduld: Ich lernte damit ganz Nordschleswig kennen“

„Das Klöppeln verlangt unendliche Geduld: Ich lernte damit ganz Nordschleswig kennen“

Tondern/Tønder
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Besonders stolz ist Lisbeth Jørgensen auf ihre Taschentücher mit Tonderner Spitzen. Foto: B. Lassen

Lisbeth Jørgensen bricht eine Lanze für die Volkskunst und ihre „Lehrerin“. Sie saß erst als 57-Jährige am Klöppelbrett, ihre Töchter begannen viel früher.

Im Gegensatz zu ihren Töchtern Gunder und Mette, die schon  im zarten Alter von zehn Jahren das Klöppeln erlernten, hat sich Lisbeth Jørgensen aus Tondern dieser Handarbeit erst als 57-Jährige widmen können. Vorher gab es zu viel zu tun auf dem Hof bei Wennemoos, den sie und ihr Mann Peter bewirtschafteten.

Doch die 91-Jährige hat ihre Töchter seitdem um Längen überrundet. Ihre ersten Spitzen entstanden bei Abendschulkursen im deutschen Kindergarten in Jeising unter Leitung von Astrid Bentin aus Ballum. Später zogen die Klöpplerinnen mit ihrer Lehrerin in die Deutsche Schule Seth, wo das  Interesse derart groß war, dass  nachmittags  und abends ein Kursus angeboten wurde. Als die Schule verkauft wurde, traf sich der klöppelnde Frauenklub  in privater Runde. Auch dort war  Astrid Bentin dabei. Heute setzen  sich einige der Damen noch bei Ingrid Lorenzen in Seth gemeinsam an die Klöppelkissen. Lisbeth Jørgensen musste ihr Hobby als 90-Jährige aufgeben.

Konzentration und unendliche Geduld

„Wir konnten mucksmäuschenstill sein, denn das Klöppeln erfordert Konzentration und unendliche Geduld. Hinterher haben wir bei Kaffee und Kuchen dann ordentlich geschnackt, und die familiären Querverbindungen waren groß. Ich habe mit dem Klöppeln quasi ganz Nordschleswig kennengelernt. Das Klöppeln hat mein Leben bereichert, und dafür bin ich sehr dankbar. Mein besonderes Lob gilt der unermüdlichen Astrid Bentin. Schön war bei unseren Zusammenkünften, dass wir uns geholfen und inspiriert haben“,  erzählt die gebürtige Tonderanerin.

In ihrem  gemütlichen Reihenhaus zieren ihre Klöppelarbeiten die Wände, die Fenster und Fensterbänke und Zweige. Spitzen sind auch auf dem Kulturbeutel, auf Kissen oder auf  einem Kaffeewärmer gelandet oder als weihnachtlicher Schmuck in Form von Eiskristallen, Engeln, nisser und kræmmerhuse sowie Herzen.  Schmetterlinge für Broschen oder 56 Falter in 56 Farben für einen Wandläufer sind entstanden. Auch Halstücher hat sie entworfen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Ihr besonderer Stolz gilt den Tonderner Spitzen.

An diesem Kissen entstanden Lisbeths Werke. Foto: B. Lassen

Nachhilfeunterricht von den Töchtern

Lisbeth Jørgensen lernte als Anfängerin schnell. Wenn es kniff,  gab es Nachhilfeunterricht von den Töchtern. Ihrer  dritten Tochter Margrethe hat sie selbst das Klöppeln beigebracht.  Und mit ihrer Handarbeit hat die  vierfache Mutter immer Geschenke zu Weihnachten  für ihre Kinder gehabt. Ihre geklöppelten Werke, fein säuberlich und hinter Glas gerahmt, gab es nicht nur für die Kinder unter dem Weihnachtsbaum. Auch die acht Enkel    wurden damit beschenkt. Gleiches gilt nun auch für die sechs Urenkel.   Zur Taufe gibt es geklöppelte  Kinderwagen. Und ihre Handarbeiten sind u. a. auch in Toronto in Kanada oder in Spanien gelandet.  Da sie nicht mehr klöppelt, geht es jetzt beim Verschenken an die Reserven.  

Ein kleines Kuriosum ist, dass der Opa ihres Mannes Spitzen von der Westküste beim dänischen Hof verkaufte. Er verdiente gut, so gut, dass er einen Hof und später auch die  Mühle in Abel kaufen konnte.  So schließt sich der Kreis, wie die familiären Verbindungen in Nordschleswig. 

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