Dansk-tysk med Matlok

Kulturministerin: 2020 zu einem Freundschaftsjahr machen

Kulturministerin: 2020 zu einem Freundschaftsjahr machen

Kulturministerin: 2020 zu einem Freundschaftsjahr machen

DN
Kopenhagen
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Siegfried Matlok und Mette Bock trafen sich für ein Interview. Foto: DK4

Mette Bock im DK4-Interview: Dänen und Deutsche sollen sich durch Kunst und Kultur gegenseitig inspirieren.

Kulturministerin Mette Bock hat sich dafür ausgesprochen, dass 2020  – über die Feierlichkeiten zur dänischen „Genforening“ hinaus  – zu einem dänisch-deutschen Freundschafts- und Kulturjahr gemacht wird, „das unseren Horizont gegenseitig erweitern soll“.

Das sagte die Ministerin von der Liberalen Allianz am Dienstagabend in einem Fernsehinterview in der Sendereihe „Dansk-tysk med Matlok“ auf DK4. Die Feierlichkeiten 2020, die auf dänischer Seite ja einen anderen historischen Hintergrund haben als auf deutscher Seite, sind nach ihren Worten nicht nur eine Angelegenheit zwischen Schleswig-Holstein und der Region  Süddänemark, sondern in erster Linie eine gemeinsame Aufgabe von Kopenhagen und Berlin, so die Ministerin.

2020 solle einerseits zu einer Volksaufklärung beitragen, andererseits aber auch die neuen Wege aufzeigen, die inzwischen durch die Zusammenarbeit entstanden und weiter möglich sind. „Man soll die eigene Geschichte nicht vergessen, aber man darf  gleichzeitig auch in die Zukunft blicken, und hier gibt es noch viele Möglichkeiten, die engen Beziehungen zu intensivieren. Die Kultur hat zwischen unseren Menschen die Grundlage für ein lebenslanges Band geschaffen, das für uns die allergrößte Bedeutung hat“, betonte die Ministerin.
Die dänische Regierung hat eine umfassende Kulturinitiative in Deutschland für die Jahre 2018-2020 beschlossen, die bereits im Januar im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg eingeleitet wurde. Die  Ministerin sieht diese Initiative als Ergänzung zur Deutschland-Strategie, die 2016 von der Venstre-Regierung entwickelt wurde.

Keine Gegensätze

Kommerz und Kultur sind jedoch keine Gegensätze. „Es gibt viele Bereiche der Zusammenarbeit, z. B. bei Wirtschaft und Handel. Deutschland ist Dänemarks wichtigster Exportmarkt, ja, wenn Dänemark nach Deutschland ebenso viel exportieren könnte wie nach Schweden, dann könnte man die Ausfuhren nach Deutschland sogar um das Elffache steigern. Auch der Kulturtourismus bringt ökonomische Vorteile, er dient aber vor allem den Menschen und trägt dazu bei, dass wir uns gegenseitig bereichern. Ich spreche deshalb auch stets von Investitionen in die Kultur, die nicht auf Krone und Öre zu beziffern sind.“

Der kulturelle Austausch ist für Mette Bock auch keine Einbahnstraße. „Deutschland ist heute in Europa politisch tonangebend, bis 1864 hatten wir sozusagen eine gemeinsame Geschichte, und in den vergangenen 10-15 Jahren spürt man ein steigendes Interesse im Lande  für Deutschland, für Berlin und auch für Hamburg. Viele junge Dänen leben für kurze oder längere Zeit im Schmelztiegel Berlin. Man denke nur an die Veränderungen seit 1989/1990.   Es ist auch kein Zufall, dass ein dänischer Künstler wie Olafur Eliasson sich für Berlin statt für London entschieden hat und übrigens in seiner  Berliner Werkstatt viele Menschen beschäftigt.“

 

 

Gegenseitige Inspiration

Der Ministerin geht es nicht nur darum, Dänemark auf der deutschen Landkarte zu platzieren, sondern ihr Ziel ist vor allem die gegenseitige Inspiration – auch durch deutsche Einflüsse von Schriftstellern, Komponisten und Philosophen.  Sie denkt dabei an die deutsche Bildungstradition, die viel mehr Bedeutung hat, als man sich dies heute in  Dänemark bewusst ist.  „Wir in Dänemark sind bekannt für unsere Leichtigkeit, für das Lächeln auf unseren Lippen, während Deutschland eher Ernst und Tiefe vermittelt.  Das eine ist nicht besser als das andere, aber wir können doch voneinander lernen.“

Möglichkeiten der gegenseitigen Inspiration sieht die Ministerin in der Form sogenannter Residenz-Kultur, wo man vorübergehend beim anderen lebt und wo die künstlerische Begegnung auch eine Fortentwicklung zum Vorteil beider Seiten sichert. Im Interview fragt Siegfried Matlok die Kulturministerin, warum denn  vor dem Hintergrund dieser erfreulichen Deutschland-Initiativen  der bürgerlich-liberalen Regierung gleichzeitig die deutsche Sprache in Dänemark auch an den Universitäten im Lande an Boden verliert.

Mette Bock ist zuversichtlich:  Die deutsche Sprache sei in Dänemark wieder im Kommen. „Das geht nicht von heute auf morgen, das erfordert einen langfristigen Einsatz, aber einen ersten Schritt haben die nordschleswigschen Kommunen getan, die nun Deutschunterricht schon ab 1. Klasse ermöglichen. Die Ausbildungsinstitutionen  müssen aber noch nachziehen. Ich selbst habe Immanuel Kant in deutscher Sprache studiert, und es ist notwendig, dass Hauptwerke auch heute in der Originalsprache zu lesen und studieren sind“, so die Ministerin, die aber auf Folgendes  grundsätzlich Wert legt: „Kunst braucht nicht nur Sprache. Design, Musik und Bilder haben ihre eigene Sprache, die man verstehen kann, auch wenn man selbst nicht die Sprache des jeweiligen Landes spricht.“

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