Leitartikel

Wirtschaftsförderung mit lokalem Ausgangspunkt

Wirtschaftsförderung mit lokalem Ausgangspunkt

Wirtschaftsförderung mit lokalem Ausgangspunkt

Apenrade/Aabenraa
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Wirtschaftsminister Brian Mikkelsen (Konservative). Foto: Claus Bech/Ritzau Scanpix

Die örtliche Wirtschaftsförderung mag nicht sonderlich spezialisiert sein, aber die Mitarbeiter haben ein umfassendes Netzwerk und ein lokales Wissen, das für viele Existenzgründer oft wichtiger ist als Fachwissen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Zu unübersichtlich, zu viele Akteure, die sich in ihrer Arbeit überschneiden, verschwendetes Geld durch Administration und unbrauchbare Evaluierungen sowie ein von den Behörden und nicht von den Unternehmen ausgehender Bedarf. Das war der Zustand, als Wirtschaftsminister Brian Mikkelsen (Kons.) 2017 einen Ausschuss zusammenrief, um die Wirtschaftsförderung zu  vereinfachen.

Jetzt liegt der 62-seitige Bericht des Ausschusses vor, doch Beifall gibt es zunächst nicht. Wenigstens nicht von den Kommunen, die bisher für  die Wirtschaftsförderung vor Ort verantwortlich waren. Der Ausschuss hat nämlich vorgeschlagen, die Beratung in fünf dezentralen Einheiten zu sammeln. Dabei hatten die Kommunen gehofft, dass gerade die Beratung von Firmengründern und Unternehmen vor Ort gestärkt wird.

Bei der Zusammensetzung des Ausschusses (u. a. Vertreter der Unternehmen Toms, Falck, SE sowie aus der Universitätswelt) konnte man allerdings schon voraussehen, dass nicht an den neuen Caféeigentümer oder Handwerker gedacht ist, sondern an Unternehmen eines anderen Kalibers: Die Unternehmen bräuchten spezialisiertes Wissen bei der Beratung, heißt es in dem Bericht. Auch richtig, aber eben nicht nur.

Der Vereinfachungsausschuss (ja, so heißt er) hat gute Ansätze und hat auch die Probleme erkannt. Nur, die Lösungen scheinen etwas vereinfacht zu sein: Zentralisierung in fünf Kompetenzzentren, dazu noch weitere, spezialisierte Einheiten sowie eine umfassende Digitalisierung, damit Firmengründer und Unternehmen sich im Netz selbst bedienen können.

Es ist bei der Wirtschaftsförderung wie beim Krankenhausbesuch: Man fährt gern nach Aarhus zum Spezialisten, wenn man dort die beste Behandlung bekommt. Das trifft sicherlich für einige spezialisierte Unternehmen zu. Doch dann gibt es eben auch den Hausarzt für die kleinen Wehwehchen und nicht nur den Netzdoktor, der einem (vielleicht) auf die richtige Spur verhelfen kann.

Die örtliche Wirtschaftsförderung mag nicht sonderlich spezialisiert sein, aber  die Mitarbeiter haben ein umfassendes Netzwerk und ein lokales Wissen, das  für viele Existenzgründer oft wichtiger ist als  Fachwissen. Viele der vom Ausschuss angewiesenen Lösungen ergeben Sinn und stärken die Wirtschaftsförderung. Aber es muss nicht auf Kosten der lokalen Präsenz sein.   

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