Leitartikel

Versuch’s mal mit Großzügigkeit

Versuch’s mal mit Großzügigkeit

Versuch’s mal mit Großzügigkeit

Apenrade/Aabenraa
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Für Dich! – Großzügigkeit macht tatsächlich glücklich, haben Wissenschaftler nun herausgefunden. Foto: Dayne Topkin/Unsplash

Geben ist seliger als nehmen – dass hat nach Paulus jetzt auch ein Lübecker Forscherteam herausgefunden. Vielleicht, meint Cornelius von Tiedemann, erklärt das den Umstand, dass die Dänen als glücklichstes Volk gelten. Schließlich geben sie alle sehr viel – an die Steuerbehörde und somit die Gemeinschaft.

Paulus hat’s schon gewusst: Geben ist seliger als nehmen. Und es macht glücklich.
Jetzt hat ein Lübecker Forscherteam den Paulus-Spruch wissenschaftlich untermauert. Erstmals, sagt Professorin So Young Park, sei es gelungen, den Zusammenhang zwischen Großzügigkeit und Freude zu belegen.

Weltweit – und besonders auch im glücklichen Dänemark – hat die Studie aus Lübeck für Begeisterung gesorgt. Wie videnskab.dk berichtet, ist zum Beispiel der Neurowissenschaftler Jørgen Scheel-Krüger von der Uni Aarhus ganz aus dem Häuschen, dass nun erstmals aufgezeigt werden konnte, wie das Hirn andere Mechanismen quasi außer Spiel setzt, um Großzügigkeit zu ermöglichen.

Die Forscher hatten zwei Studierendengruppen über mehrere Wochen mit Geld versorgt – und die eine Gruppe beauftragt, Dinge für sich selbst zu kaufen. Die andere Gruppe sollte das Geld für andere ausgeben – Geschenke oder Einladungen zum Essen etwa. Schon nachdem sie zu wissen bekamen, dass sie ihr Geld für andere ausgeben sollten, waren die entsprechenden Studierenden happy, berichten die Forscher.

Der Hirnbereich, der für prosoziales Verhalten zuständig ist und der Hirnbereich, von dem aus Glückshormone ausgeschüttet werden, arbeiten zusammen, wenn Menschen sich großzügig verhalten, stellten die Lübecker fest. Es gibt dort eine direkte Verbindung. Und die ist so stark, dass sie die „Buchhaltung” im Hirn einfach überspringt: Großzügigkeit ist stärker als Rationalität. Je häufiger und regelmäßiger wir uns großzügig zeigen, desto mehr Glück empfinden wir.

Kollegen, die einander unterstützen, sind glücklicher, als Ellenbogenkämpfer. Kinder, die lernen zu teilen, lernen, glücklich zu sein. Und Gesellschaften, in denen gegeben wird, sind demnach glücklichere Gesellschaften.

Wenn die dänische Bevölkerung also weiterhin die glücklichste bleiben soll, sei den dänischen Politikern geraten, bloß mit der Steuersenkungspolitik aufzuhören. Denn vielleicht sind es ja gerade die hohen Ab-Gaben, die die Dänen so glücklich machen?

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