Kardels Tagebuch: 1914-1918

Einträge von Februar 1918

Einträge von Februar 1918

Einträge von Februar 1918

Harboe Kardel
Frankreich
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Foto: DN

Kardels Tochter Elsbeth Kardel Knutz hat unserer Zeitung die eigenhändig abgetippten Tagebücher zur Verfügung gestellt, sodass Der Nordschleswiger bis zum Ende der Aufzeichnungen bis 2018 Kardels Tagebucheintragungen abdrucken kann. Die Einträge sind immer am 1. eines Monats 100 Jahre später abrufbar.

2. Februar 1918.

Bevor ich mit meiner Arbeit anfange, muss ich noch beichten. Mit Kamerad Rahl war ich gestern Abend in der „Cloche d`or“. Wir trafen dort einen Jägerleutnant, Helmuth- aus Breslau, einen famosen Menschen. Bis 2 Uhr waren wir dort restlos fröhlich. Wir sangen, tanzten und tranken köstlichen Wein.

 

4. Februar 1918.

Vorgestern fuhr fuhr ich mit Gätgens auf einem Kieszug nach Gulleghem.

Sonntag Nachmittag 15.45 kehrte ich wieder nach Kortrijk zurück. Auf dem Markt war Militärkonzert. Abends Skat auf Rahls Bude.

 

8. Februar 1918.

Gestern Abend wurde ich plötzlich durch ein Schreiben Lt. Schusters zur Batterie zurückgerufen.

In den nächsten Tagen machen wir Stellungswechsel nach Halluin.

 

12. Februar 1918.

Der Umzug ist gemacht. Unser Notquartier ist „bon“. Den rechten Zug führte ich in Stellung.

 

13. Februar 1918.

Om Offz.-Heim Menin traf ich Lehrer Braren, Rudis Klassenkollegen und Oberlt. Thomsen aus Tondern.

Wir sind umgezogen. Mein Quartier hab` ich gemütlich eingerichtet.

 

18. Februar 1918.

Am 15. Und 16. Februar war ich in der Batteriestellung am Yser-Lys-Kanal. Es wurde mir nicht leicht, mich in den Batterie-Betrieb wieder hineinzufinden. Es ist auch nicht mehr so einfach wie früher. Leider fand Hauptmann Heidecke in der Stellung auch nicht alles so, wie es sein sollte.

Seit dem 17. Bin ich A.V.O. beim 2. Bataillon I.R.16, das von Oberleutnant Jürgensen geführt wird.

Als ich heute Morgen von „Ilsenburg“ wegging, wurde ich mit M.G. beschossen und lag oft auf dem Bauch.

Die 6. Batterie schoss ich ein auf die Hauptrichtung. Leider riss die Quasselstrippe mehrmals ab.

 

19. Februar 1918.

Bei guter Sicht schoss ich nach Mittag die 6. Batterie auf Lemmerzahl-Hof ein.

Das war ein Vergnügen. Es war so warm; ich stand „im Strich“ und sah das Ziel klar vor mir.

 

20. Februar 1918.

Gestern Abend gab`s ein Film bei I.R.162. Wieder wurde bis Mitternacht Skat gespielt.

Heute hatte Lt. Knutzen Geburtstag. Das Essen war deshalb besonders gut. Es gab sogar eine Torte. Es kamen viele Gratulanten. Ein Kompagnieführer schickte einen kahlen Dornbusch, der in einem der in einem Ausbläser steckte. An den Dornen steckten kleine Kommissbrot schnitzel. Das sollte den „Brotfruchtbaum“ darstellen.

Ich war bei Schleuse 4 und wollte schießen, doch die Sicht war zu schlecht.

 

22. Februar 1918.

Als ich gestern nach hinten kam, bei dem schönsten warmen Sonnenschein, war ich überglücklich.- Abends kam Lt. Berninghansen und diskutierte mit dem Chef.

Ich war furchtbar müde.

Noch im Bett liegend begrüßte mich heute Morgen mein lieber Hans Gätgens. Eine Ruhezeit mit ihm ist doppelt schön. Gemeinsam tranken wir bei den „bonjours“(Franzosen) Kaffee, und hatten viel Spaß mit Jeanne.

 

25. Februar 1918.

Gätgens und Dobriner waren in meinem Quartier. Das Grammofon spielte und wir spielten mit den Mädels „Schwarzer Peter“.

Sonnabend: Einweihung der „Mütze“ des Regts.-Kasinos in Halluin. Wir sangen, und Georg Semper sang zur Laute. Major Loytved und Hauptmann Waltfried redeten.

Jeden Vormittag ist Unterricht von 10-12 bei Hauptm. Waltfried.

In diesen Tagen komme ich zu nichts. Ich fühle mich wohl und lebe nur dem Augenblick. Wie oft haben Gätgens und ich schon hier inmitten der französischen Familie gesessen und haben gelacht und gescherzt.

 

26. Februar 1918.

Gestern Abend spielten Gätgens und ich mit Maria und Jeanne Karten. Sie versicherten, im ganzen Kriege hätten sie sich noch nie so gut unterhalten, seien nie so lustig gewesen wie mit uns beiden!

Eben waren Gätgens und ich auf dem Regts. Gefechtstand. Major Meitzen sagte mir, dass die 6. Batterie soeben einen Flieger abgeschossen habe.

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