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SF: Mit Cekic geht eine Störenfriedin – die sich als Stimme der Basis verstand

SF: Mit Cekic geht eine Störenfriedin – die sich als Stimme der Basis verstand

SF: Mit Cekic geht eine Störenfriedin – die sich als Stimme der Basis verstand

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Özlem Cekic
Özlem Cekic. Foto: Scanpix

Acht Jahre lang hatte Özlem Cekic die Volkssozialisten im Folketing vertreten – doch der Rechtsruck der Partei war zu viel für sie. In der Führung herrsche unterdessen Erleichterung, den Quälgeist los zu sein, berichten Medien.

Die Sozialistische Volkspartei (SF) hält dieser Tage ihren Parteitag ab – erstmals seit Jahren ohne Özlem Cekic in zentraler Rolle. Die sozialpolitische Expertin der Partei, die sich nach der Wahl 2015 aus der aktiven Parteipolitik zurückgezogen um sich ganz ihrem Projekt "Brobyggerne" (Brückenbauer) zu widmen, hat die Partei im Protest verlassen.

Cekic galt stets auch als Stimme der Parteibasis, sie war es, die den Kollegen in der Parteiführung auf die Füße trat, wenn es "unten" rumorte – und dies gerne auch öffentlich. Dieser Druck aus der eigenen Partei wird nun neue Wege finden müssen, sich Luft zu machen. Cekic hat die Partei am Donnerstag aus Protest gegen eine "Rechtsdrehung" der Partei in Ausländerfragen verlassen. Und zwei Tage später schallt ihr letztes knallen mit SF-Türen noch immer laut. Auf dem Parteitag in Odense ist sie Gesprächsthema Nummer eins.

Die Parteivorsitzende Pia Olsen Dyhr sah sich dazu gezwungen, Fehler einzuräumen. Die Parteiführung habe nicht gut genug virgearbeitet, sagte sie, man sei sich nicht im Klaren darüber gewesen, dass die sogenannte "Notbremse" gegen Asylbewerber auch und besonders Kinder betreffen würde. Deshalb habe man die Unterstützung für die Maßnahmen der Regierung in seiner jetzigen Form auch zurückgezogen. Unbegleitete Kinder, die nach Dänemark kommen, sollten nicht betroffen sein, heißt es jetzt.

Özlem Cekic, aktuell eine der bekanntesten und meist eingeladenen Persönlichkeiten in der öffentlichen politischen Debatte in Dänemark, schütelt darüber jedoch nur den Kopf. Die Parteiführung habe sich lediglich dem Druck der Kritik aus der eigenen Partei gebeugt, sei aber keineswegs einsichtig. Die Partei habe "ihren moralischen Kompass" verloren.

Parteichefin Pia Olsen Dyhr sagte dazu, es sein zweifelsohne so, dass "Özlem Cekic und ich ein Stück weit auseinander stehen. Unter anderem bei der Frage nach sozialer Kontrolle und Integration in Dänemark."

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