Steuerpolitik

Zwist um Erbschaftsteuer dauert an

Zwist um Erbschaftsteuer dauert an

Zwist um Erbschaftsteuer dauert an

Kopenhagen
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Finanzminister Kristian Jensen (Venstre). Foto: Nils Meilvang/Ritzau Scanpix

Eine politische Mehrheit aus Regierungsparteien und DF will die Erbschaftssteuer senken. In die Debatte hat sich jetzt das gewerkschaftsnahe Wirtschaftsforschungsunternehmen Arbejderbevægelsens Erhversråd (AE) eingeschaltet.

Erbschaftssteuer Ehepartner zahlen nicht

In Dänemark wird Erbschaftssteuer in Abhängigkeit vom Verwandschaftsgrad erhoben. Ehepartner und registrierte Partner zahlen als Hinterbliebene keine Erbschaftssteuer.
Nahe Familienangehörige, Kinder, Enkelkinder, Stiefkinder und deren Kinder,  müssen 15 Prozent Erbschaftssteuer für Vermögenswerte zahlen, die höher als 276.600 Kronen ausfallen. Auch die Ehepartner der Kinder und Enkel kommen ebenso wie geschiedene Ehepartner mit 15 Prozent Erbschaftssteuer davon. Andere Erben zahlen 15 Prozent auf Werte die den Freibetrag von 276.000 Kronen übersteigen. 25 Prozent Steuern sind für die restlichen Werte zu zahlen. Die Erbschaftssteuer erreicht eine Höhe von bis zu 36,25 Prozent. Eine Gesetzesreform hat die Erbschaftssteuer in Verbindung mit dem Generationswechsel in Familienunternehmen von 15 auf 5 Prozent vermindert.

Im vergangenen Jahr hatte es nach längerem politischen Tauziehen eine Absenkung der Besteuerung von Erben im Zuge der Übergabe von Unternehmen an die jüngere Generation gegeben. Während die Regierung als Initiator der Steuersenkung erklärt, die Entlastung werde die Staatskasse jährlich um eine Milliarde Kronen an Einnahmen bringen, erwartet die Opposition bis zu 7 Milliarden Einbuße.

In den vergangenen Tagen ist der Zwist in Sachen Erbschaftssteuer weitergegangen. Nachdem die Regierungsparteien Liberale Allianz und Konservative schon länger eine völlige Abschaffung der Erbschaftsteuer fordern, haben auch Finanzminister Kristian Jensen (Venstre) und die Unterstützungspartei der Regierung, die Dänische Volkspartei (DF) festgestellt, dass die Erbschaftssteuer in Dänemark aktuell  zu hoch sei. Zuletzt war auch bekannt geworden, dass die Entlastung der Familienunternehmen nicht so funktioniert, wie von der Regierung beabsichtigt.

In die Debatte hat sich jetzt das gewerkschaftsnahe Wirtschaftsforschungsunternehmen Arbejderbevægelsens Erhversråd (AE) eingeschaltet. Deren Chefanalytiker Jonas Schytz Juul hat gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Solveig Prag Blicher berechnet, dass es bei einer Streichung der Erbschaftsabgabe für den Teil des Vermögens, der nicht Teil von Unternehmen in Familienbesitz ist, zu Steuererleichterungen in Höhe von 3 Milliarden Kronen führen würde. Die Entlastung der Bürger würde jedoch sehr ungleich verteilt. „Den größten Gewinn hätten diejenigen, die heute schon am reichsten sind“, so  Schytz Juul.  Von den 3 Milliarden Kronen Entlastung fielen  900 Millionen Kronen an die zehn Prozent reichsten Bürger im Lande.  Und er spitzt noch weiter zu: „Die Erben, die zu den 10 Prozent Reichsten im Land zählen, haben im Schnitt 3,9 Mio. Kronen an Vermögen.“

Allerdings könnten von einer Streichung der Erbschaftssteuer auch die weniger wohlhabenden Bürger profitieren. Jedoch würde es für die 10 Prozent mit dem geringsten Vermögen nur eine Entlastung von 31.000 Kronen geben. Für die meisten Bürger würde es aber gar keine Entlastung geben, denn sie erben von ihren Eltern, aber meist nur Vermögenswerte, die bei 276.000 Kronen  und niedriger liegen. Und diese Beträge sind heute schon steuerfrei im Rahmen der Freibeträge für nahe Familienangehörige. Zusammengelegt würden die 20 Prozent reichsten Bürger in den Genuss der Hälfte der Streichung kommen.

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