Europäische Investitionsbank

Hoyer: Deutschland muss auch mal Hemmungen überwinden

Hoyer: Deutschland muss auch mal Hemmungen überwinden

Hoyer: Deutschland muss auch mal Hemmungen überwinden

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Tondern/Tønder
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Werner Hoyer
Werner Hoyer Foto: dpa

„Das Problem in Europa ist, dass zwar jeder nach Führung ruft, aber keiner geführt werden will.“ Das meint der Präsident der Europäischen Investitionsbank, Werner Hoyer, in einem Interview mit dem Nordschleswiger.

„Das Problem in Europa ist, dass zwar jeder nach Führung ruft, aber keiner geführt werden will.“  Das meint der Präsident der Europäischen Investitionsbank, Werner Hoyer, in einem Interview mit dem Nordschleswiger auf die Frage,  ob Deutschland mittlerweile zu groß und zu mächtig geworden sei in Europa.

 „Wir sind glücklich, dass wir damals die Wiedervereinigung geschenkt bekommen haben. Und ich glaube, dass Deutschland damit auch bisher gut und verantwortungsvoll umgegangen ist. Deutschland muss seine früheren Politikprinzipien, die im Wesentlichen von Kohl, Scheel und Genscher definiert worden waren, auch in die Zukunft projizieren. Andererseits muss Deutschland auch mal die Hemmung überwinden, einen Führungsanspruch anzumelden. Und wenn man den anmeldet, dann muss man diese Führung auch politisch-konzeptionell untermauern", sagt der Präsident der Europäischen Investitionsbank, Werner Hoyer, im Gespräch mit dem Nordschleswiger.

Doch gibt es in Deutschland nicht eine Angst vor dem Begriff „führen“? Werner Hoyer meint: „Wenn Deutschland schon vor diesem Begriff Angst hat, dann sind wir schon auf einer schiefen Ebene. Das ist unser historisches Trauma, und Deutschland sollte sich dessen nicht schämen. Deutschland  hat viele Katastrophen angerichtet und diese dürfen nicht aus unserem  kollektiven Gedächtnis verschwinden.“

Doch was ist dran an der Kritik an den enormen deutschen Handelsüberschüssen, eine Kritik, die  man in Europa aber auch von US-Präsident Donald Trump hört? „Die Vorwürfe der USA beruhen auf mangelndem Verständnis. In Europa gibt es jedoch Kritikpunkte, die sind von größerer Bedeutung und auch von Relevanz. Das Schielen nach Leistungsbilanz-Überschüssen ist auf Dauer unklug. Gerade in einem gemeinsamen Währungsraum ist es wichtig, solche Leistungsbilanz-Überschüsse oder -Defizite zu beseitigen. Was könnte Deutschland tun? Zum Beispiel durch eine expansivere Investitionspolitik einen höheren Importbedarf bewirken, aber Wolfgang Schäuble ist sich der Problematik von Leistungsbilanz-Überschüssen völlig bewusst", sagt Hoyer.

Das gesamte Gespräch mit Hoyer gibt es in der E-Zeitung vom 24.Juni 2017.

 

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